Dr. med. Frank Köhnlein, geb. 1967.
Seine jugendlichen Patienten ritzen sich die Unterarme blutig, schlucken Rasierklingen und trinken Desinfektionsmittel. Sie sind Opfer von Misshandlung, von überforderten Eltern, ratlosen Lehrern, verfeindeten Gleichaltrigen oder mitunter von sich selbst. Sie konsumieren die seltsamsten Substanzen, klauen in mehreren Schichten Pullover oder hören ganz einfach komplett auf zu sprechen. Oder zu essen. Sie haben abgründige Angst, lähmende Zwänge und allzu oft eine fast schon apokalyptische Traurigkeit. Köhnleins Leitgedanke: All das ist so beelendend wie sinn-voll. Jedes Symptom, sei es auch noch so abwegig, dient zu etwas. Als Jugendpsychiater und Psychotherapeut hilft er, die Symptome zu verstehen, ihre Ursache zu erhellen, vor allem aber: ihren Zweck zu begreifen, um sie schliesslich irgendwann unnötig machen zu können.
Dr. Köhnlein ist Oberarzt an der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, Supervisor, Hochschul-Dozent und Berater verschiedener Behörden und Institutionen in der Schweiz. Er hat langjährige Erfahrungen im Bereich der Erwachsenenpsychiatrie und Psychotherapie, seit 2002 befasst er sich vor allem mit Kindern und Jugendlichen und ihren Familien. Der Experte für Kinderschutz und psychische Störungen im Jugendalter arbeitet dabei auch mit Elementen der Provokativen Therapie.
Er hält Vorträge zu verschiedenen Themen, beispielsweise Humor in der Therapie, Gewalt gegen Kinder, Burnout, Selbstverletzungsverhalten, Symptome als Chance. Seine lebendigen und trotz aller Schwere der Thematik stets auch humorreichen Vorträge sind geprägt von den zahlreichen Begegnungen mit seinen Patienten und ihren Familien.
Mit den beiden Romanen »Vollopfer« (2013) und »Kreisverkehr« (2015) hat der Arzt seine Erfahrungen eindrucksvoll und im erfrischend anderen Stil der literarisierten Mündlichkeit veröffentlicht. Lesungen aus seinen Büchern führen weit über die gedruckten Texte hinaus in eine Welt, von der viele von uns keine Vorstellung haben, in eine Welt, in der wir, wie der Tagesanzeiger schreibt, »unsere Kinder nie antreffen wollen«. Köhnlein erzählt, erklärt und berührt.
Frank Köhnlein lebt mit seiner Partnerin und den beiden gemeinsamen Kindern mitten in Basel.